Wie Energie gespeichert werden kann, ist eine der wichtigsten Fragen bei der Energiewende. Eine neue Technologie soll Energie in riesengroßen Zementblöcken speichern können. Innovative Tessiner Startup-Gründer haben ein auf Schwerkraft und kinetischer Energie basierendes, langlebiges Energiespeichersystem im Versorgungsbereich geschaffen. Es ist weder von der Topografie noch von spezifischen geologischen Bedingungen abhängig.

Bei diesem handelt es sich um einen 120 Meter hohen Turm aus schweren Betonklötzen und Kränen. Mithilfe überschüssiger Energie aus Solar- und Windkraft hebt der Kran die Klötze an und senkt sie bei Bedarf wieder ab und gewinnt damit die Energie wieder zurück. Der Unternehmensgründer Andrea Pedretti hat dieses Speicherkonzept mit seinem Team ins Leben gerufen. Aktuell werden erste Prototypen zu Testzwecken im Tessin gebaut.

Im Vergleich zu herkömmlichen stationären Energiespeicherlösungen – vor allem Batterien – bietet der Speicherturm von Energy Vault eine nachhaltige Alternative, die sich während der gesamten Projektlaufzeit nicht verschlechtern soll. Die Leistung mit einer Effizienz von 80 bis 90 % bietet bei einer deutlich niedrigeren Anfangskapazität und nivellierten Kosten pro Kilowattstunde eine wettbewerbsfähige, nachhaltige Möglichkeit der Energiespeicherung.

Das Unternehmen betont, dass es die transformative Energiespeichertechnologie zum ersten Mal in der Geschichte ermöglicht, Grundlaststrom aus erneuerbaren Energien rund um die Uhr zu geringeren Kosten als fossile Brennstoffe zu liefern. Die sofort einsatzbereite Lösung, z. B. in Kombination mit erneuerbaren Solar- oder Windkraftanlagen, ist im Vergleich zu Brennstoffen sehr wirtschaftlich und attraktiv.

Für den Speicherturm nutzen die Spezialisten die gleichen Grundlagen der Physik und kinetischen Energie wie Pumpspeicherkraftwerke. Sie ersetzen jedoch das Wasser durch speziell angefertigte Verbundstoffblöcke, die eine innovative Verwendung von kostengünstigen Materialien ermöglicht. Dieser Speicherturm, kombiniert mit einem patentierten Systemdesign und einer cleveren Steuerungssoftware, bietet alle Vorteile eines Pumpspeicherwassersystems, allerdings viel günstiger, mit geringerem Platzbedarf und ohne spezielle topografische Voraussetzungen.

Der Speicherturm kann, laut Unternehmensauskunft, überall aufgebaut werden, es muss jedoch die Möglichkeit zur Anbindung an eine Netzinfrastruktur vorhanden sein. So könnte der Speicher beispielsweise neben Solar- oder Windanlagen stationiert werden.

Im schweizerischen Castione wird aktuell ein Speicherturm aus Betonblöcken gebaut, der an die lokale Stromversorgung angeschlossen werden soll. Quelle: efahrer.chip.de

Der Prototyp, der aktuell in der Schweiz gebaut wird, kann bis zu 35 MWh Strom speichern, was dem Verbrauch von ca. 2.000 Haushalten für rund acht Stunden entspricht. 80 bis 85 Prozent des gespeicherten Stroms sollen laut Energy Vault wieder in das Netz zurückgespeist werden können. Zum Vergleich: Ein herkömmlicher Lithium-Ionen-Speicher für überschüssige Energie von Tesla ist imstande, knapp 89 Prozent der gespeicherten Energie zurückzuspeisen. Bei einem Pumpspeicherwerk liegt die Quote nur bei 75 bis 85 Prozent.

Es gibt auch einige Kritikpunkte bezüglich dieser Technologie. Einige Kritiker beziehen sich auf die Umweltbilanz des verwendeten Zements. Die Blöcke sollen allerdings aus recyceltem Zement gebaut werden und sind somit nicht direkt betroffen. Ein weiterer Kritikpunkt ist der große Platzbedarf. Die Türme können nicht platzsparend nebeneinander stehen, sondern müssen durch die Höhe und den Durchmesser der Krankonstruktion weiter auseinander aufgereiht werden. Dies wird sicherlich in Städten eine Herausforderung werden, da dort ja bekanntlich der Platz schon knapp bemessen ist.

Quellen und Bildquellen: Energie Vault, eFahrer.com, elektrosuisse.ch