Sich mit der Heldin im Lieblingsbuch identifizieren zu können, mit einer Puppe zu spielen, die so aussieht, wie man selbst oder ein Bild von der Familie mit unterschiedlichen Hautfarben zu malen, sind Bedürfnisse, die vielen Kindern verwehrt bleiben. Kinder aus Regenbogenfamilien, mit Behinderung oder unterschiedlichsten kulturellen, ethnischen oder religiösen Hintergründen, sehen sich in der Regel kaum in Spielzeugen und Büchern repräsentiert. Das wollen die zwei Berliner Gründerinnen Tebbi Niminde-Dundadengar und Olaolu Fajembola von „tebalou“ ändern. Mit ihrem Onlineshop vertreiben sie Bücher, Spielzeuge, Eltern-Ratgeber und Bastelmaterialien für alle Kinder unabhängig von dem Geschlecht, der Familienkonstellation, Hautfarbe oder Religion. Damit möchten sie zu einer diverseren Spielewelt beitragen und eine antirassistische und nicht diskriminierende Grundhaltung in der frühkindlichen Erziehung stärken.

Bei meiner Online-Recherche bin ich auf „tebalou“ gestoßen. Ich empfand das Angebot für Kinder aller Couleur sehr interessant. Die Gründerinnen Tebbi Niminde-Dundadengar und Olaolu Fajembola betreiben diesen Onlineshop für Diversität und Vielfalt im Kinderzimmer seit 2018.

Als Kinder der 80er-Jahre hatten sie in ihrer Kindheit keine oder kaum Spielzeuge, mit denen sie sich identifizieren konnten. Zu dieser Zeit waren vereinzelt mal schwarze Puppen erhältlich, allerdings waren Figuren in Büchern, die aussahen wie die beiden, eine Rarität. Ausschlaggebend war für beide der Zeitpunkt, als sie Mütter wurden und feststellten, dass sich in diesem Bereich in den vielen Jahren nur wenig getan hatte. Beide – Tebbi und Olaolu – hatten die gleiche Idee und wollten gemeinsam etwas dagegen tun. Der Start war schwierig, doch nun ist das Projekt rund und vielfältig.

Ich (Olaolu) bin Kulturwissenschaftlerin und habe mich akademisch viel mit Kultur im großen Sinne beschäftigt, also auch damit, dass Deutschland ein multiethnisches Land darstellt, und zwar sehr viel länger, als es sich dessen bewusst ist. Tebbi hat Psychologie studiert und sich in diesem Rahmen viel mit den Stressmomenten, den Coping-Mechanismen und der Resilienz von marginalisierten Menschen befasst. Dazu kam die biografische Erfahrung, Mütter zu werden, also schwarze Kinder auf die Welt zu setzen. Uns war es dabei von Anfang an wichtig, dass unsere Kinder sich vom ersten Pappebuch, in dem es ums Töpfchen geht, wiedererkennen können – und neben sich selbst auch all die anderen Kinder, mit denen sie etwa in der Kita abhängen.

Quelle: Nd-aktuell

Seit 2018 arbeiten beide daran, Anti-Rassismus und Multi-Diversität voranzutreiben. Jedes Kind soll das richtige Buch oder Spielzeug finden können, egal, ob sie mit Behinderungen aufwachsen müssen oder aus unterschiedlichsten kulturellen, ethnischen oder religiösen Hintergründen kommen. »Vielfalt bedeutet für uns die Repräsentation aller Kinder und Menschen, und zwar diskriminierungsfrei und frei von Stereotypen. Insbesondere in unseren Büchern treten Kinder als Protagonistinnen und Protagonisten ihrer eigenen Geschichten auf«, sagt Tebbi.

Wie bei jedem Start-up ging es die ersten Jahre zunächst langsam los. Lange Zeit belieferten sie hauptsächlich den Berliner Raum und kamen nicht über den Tellerrand hinaus. Im Jahr 2019 haben sie dann die Auszeichnung Kultur- und Kreativpiloten von der Bundesregierung erhalten. Das hat viel Presse und Aufmerksamkeit gebracht. Inzwischen erhalten die beiden Bestellungen aus ganz Europa.

Mehr als die Hälfte der Produkte sind Bücher. Vom Pappbuch bis zum Jugendroman ist alles dabei. Außerdem bieten wir Puppen, Gesellschaftsspiele, Puzzle und Bastelartikel an. Dazu gehören auch die bekannten Hautfarbenstifte und Vorlagen mit Gesichtern in verschiedenen Farben. Bücher machen den größten Teil aus, da sie für viele den ersten Zugang zu Diversität darstellen. Die Hautfarbenstifte werden vorwiegend von Institutionen wie Kitas und Grundschulen gekauft. Aber auch Spiele sind sehr beliebt. Wir haben zum Beispiel ein Kartenspiel, bei dem es um feministische Themen gibt. In einem Skatspiel können Königinnen genauso viel Wert sein wie der König. Wir alle sind nun einmal auf eine bestimmte Art und Weise sozialisiert, sodass es ein hartes Stück Arbeit ist, stetig zu reflektieren – gerade in der Kindererziehung. Der Großteil unserer Bücher ist deutsch, allerdings haben wir auch eine immer größer werdende englische Buchsammlung.

Tebbi Niminde-Dundadengar

Die Auswahl der Artikel erfolgt über handelsrelevante Messen, wie die Spielzeugmesse in Nürnberg. Dort können die Artikel live gesehen und ausgesucht werden. Bücher werden über Verlage und Autorinnen und Autoren bezogen, welche auf Diversität achten. Diese lassen ihnen Kataloge mit Vermerken zu möglicherweise relevanten Büchern. Auch erhalten sie Kundenanfragen zu bestimmten Themen und gehen dafür explizit auf Suche.

Tebbi und Olaolu geben zusätzlich außerhalb des Onlineshops Workshops für Eltern, in denen es um Rassismuserfahrungen der Kinder und den Umgang der Eltern damit geht. Ebenso sind für sie Workshops in Unternehmen zum Thema Vielfalt wichtig.

Ich fand den Ansatz von Tebbi und Olaolu sehr interessant und die beiden tragen dazu bei, dass sich insbesondere interessierte Eltern und Kinder aufgehoben fühlen.

Bild- und Textquellen: Tebalou, Femtastics