In Mailand, im Stadt-Viertel Porta Nuova, sind Zwillingstürme entstanden, welche mit ihren Balkonen die Basis für 900 Bäume und über 20.000 Pflanzen bilden. Die Bäume ragen teilweise bis zu neun Meter hoch.
Städte ziehen jedes Jahr tausende Menschen an – Menschen, die neu in die Stadt ziehen oder aber auch wieder in ihre Heimat zurückkehren. Die Gründe sind vielfältig, wie die Menschen selbst, z. B. Single-Hochburg, Startup-Metropole, Jobmotor und vieles andere mehr. Egal aus welchem Grund sie sich entschieden haben, die Zahl der Stadtbewohner wird auch in Zukunft kräftig weiter wachsen.
Aber gibt es einen Zeitpunkt, an dem eine Stadt „zu voll“ ist? Steigende Luftverschmutzung durch Straßenverkehr, lange Schlangen vor Wohnungsbesichtigungen und ein umkämpfter Arbeitsmarkt zeigen schon heute, dass Städte nachhaltige Konzepte benötigen, um den Bedürfnissen der Einwohner und der Umwelt langfristig gerecht zu werden. Genau das ist der Ansatz der nachhaltigen Stadtentwicklung. Nachhaltig zu leben, sollte dabei nicht (nur) Verzicht bedeuten. Vielmehr stehen ein verantwortungsbewusster Umgang miteinander und die Gemeinschaft im Vordergrund.
Wer träumt nicht vom nachhaltigen Wohnen in einer wachsenden Stadt?
Der Architekt Stefan Boeri aus Utrecht, Niederlande baute unter anderem in Mailand, im Stadt-Viertel Porta Nuova, Zwillingstürme, die das Potenzial der Zukunft in sich bergen. Diese bilden mit ihrer Höhe von 76 und 110 Metern und ihren Balkonen die Basis für 900 Bäume und über 20.000 Pflanzen. Die Bäume ragen teilweise neun Meter hoch.
„Der vertikale Wald trägt zur Verbesserung des Mikroklimas in den Wohnungen und auf den Balkonen bei. Die Pflanzen erzeugen Feuchtigkeit, absorbieren Kohlendioxid sowie Staubpartikel und setzen Sauerstoff frei“, fast Stefano Boeri, der Architekt des senkrechten Waldes, den ökologischen Nutzen der Zwillingstürme zusammen.
Das dem Vertical Forest zugrunde liegende Konzept eines “Heims für Bäume, das auch Menschen und Vögel beherbergt”, bestimmt nicht nur die städtebaulichen und technologischen Merkmale des Projekts, sondern auch die architektonische Sprache und ihre Ausdrucksqualitäten. Auf formaler Ebene zeichnen sich die Türme vor allem durch große, gestaffelte und überhängende Balkone (jeweils etwa drei Meter) aus, die so konzipiert sind, dass sie große Außenkübel für die Vegetation aufnehmen und das Wachstum größerer Bäume auch über drei Stockwerke hinweg ungehindert ermöglichen. Gleichzeitig nimmt die Feinsteinzeugverkleidung der Fassaden die typische braune Farbe der Rinde auf, die das Bild von zwei riesigen Bäumen hervorruft, in denen man leben kann und die reich an literarischen und symbolischen Implikationen sind. Der Kontrast zu einer Reihe von Elementen aus weißem Steinzeug – die Balkongeländer und einige Module auf der Vorderseite der Fensterbänke – führt einen synkopischen Rhythmus in die Komposition ein, der die visuelle Kompaktheit der architektonischen Körper aufbricht und „entmaterialisiert“ und die Präsenz der Pflanzen noch mehr verstärkt. Die Fassaden sind nicht nur Oberflächen, sondern können als dreidimensionale Räume betrachtet werden, nicht nur wegen der Dichte und der Funktion des grünen Vorhangs, sondern auch in ästhetisch-zeitlicher Hinsicht, aufgrund der vielfarbigen zyklischen und morphologischen Veränderungen der Pflanzen.
Stefan Boeri
Eine Herausforderung ist die Pflege der Pflanzen und Bäume. Es gibt dafür eigens angestellte „fliegende“ Gärtner, die angeseilt dafür sorgen, dass Windschäden und Wachstumshindernisse beseitigt werden. Somit werden die Bäume, wie in einem „normalen“ Garten, regelmäßig beschnitten. Um die Bewässerung müssen sie sich nicht kümmern, die erledigt ein integriertes Schlauchsystem.
Wer mal einen Rundumblick haben möchte, kann sich dies im nachfolgenden Video anschauen.
Die Welt interessiert sich für so ein Projekt und somit sind diverse Hochhäuser u. a. auch in China entstanden.
Quelle: Mailand.de, Stefan Boeri
Bildquelle: Stefan Boeri