Paris reduziert seinen CO₂-Fußabdruck, indem es mitten in der Stadt seine eigenen Produkte anbaut und eine urbane Dachfarm nur wenige Minuten vom Eiffelturm entfernt eröffnet.

Urban Farming heißt der Trend, welcher in New York begann. Die neue Dachfarm trägt den Namen NU-Paris – NU steht für Nature Urbaine – und wurde vom französischen Unternehmen Agripolis zusammen mit dem Eigentümer des Ausstellungsparks Porte de Versailles, Viparis, und mit Unterstützung der Stadt Paris entwickelt.

NU-Paris ist ein perfektes Beispiel für das, was als „Agrararchitektur“ bezeichnet wird, ein Neologismus, der eine Reihe von architektonischen Designlösungen und innovativen Anbautechniken bezeichnet, die darauf abzielen, die Landwirtschaft in das städtische Umfeld zu integrieren, um die Städte in Bezug auf die Produktion frischer Lebensmittel autark zu machen.

Der Dachgarten wurde vom Pariser Architekturbüro Valode et Pistre als Teil eines größeren Projekts für den Wiederaufbau des gesamten Pavillons entwickelt, an dem auch Jean Nouvel beteiligt war. Neben Containern und Strukturen für den Anbau von Gemüse und Obst umfasst die 14.000 Quadratmeter große Dachfarm auch Hummelstöcke, Bildungsräume, Werkstätten, einen 400 Quadratmeter großen Veranstaltungsraum namens La Serre, eine Bar und ein Restaurant.

Der interessanteste Aspekt von NU-Paris ist jedoch sicherlich die Art und Weise, wie Lebensmittel im Herzen einer westlichen Metropole produziert werden. Bislang wurde etwa ein Drittel der geplanten Anbaufläche vollständig umgesetzt, um mit zwanzig Mitarbeitern täglich bis zu 1.000 kg Bio-Frischprodukte zu erzeugen. Ziel ist es, innerhalb von 2 Jahren jährlich fast 200 Tonnen Gemüse und Obst zu produzieren, wobei 25 bis 30 Mitarbeiter beschäftigt werden sollen, darunter mehr als 20 Gärtner.

Doch um eine solche Menge an Obst und Gemüse auf einem städtischen Dach anzubauen, noch dazu ohne den Einsatz von Pestiziden, waren ausgeklügelte technische Lösungen erforderlich. So werden die meisten Pflanzen in erhöhten Holzcontainern, horizontalen Hydrokulturbeeten oder in vertikalen aeroponischen „Säulen“ (ohne Erde oder andere Nährböden) angebaut und über ein geschlossenes Bewässerungssystem bewässert. Diese Lösungen verringern einerseits die strukturellen Belastungen der Pavillonstruktur, die sich aus dicken Erdschichten ergeben würden, und minimieren andererseits den Wasserverbrauch und den Bedarf an Schädlingsbekämpfungsanlagen.

Derzeit werden an der NU-Paris etwa 30 Gemüse-, Kräuter- und Obstsorten angebaut, darunter Tomaten, Paprika, Zwiebeln, Salate, Spinat, Mangold, Karotten, Gurken, grüne Bohnen, Radieschen, Zucchini, Kürbisse, Basilikum, Minze, Salbei, Erdbeeren und Himbeeren. Die Dachfarm produziert auch Marmeladen und Soßen in Zusammenarbeit mit Re-Belle, einer Wohltätigkeitsorganisation zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, und organisiert pädagogische Workshops und Veranstaltungen. Die Erzeugnisse der Farm werden hauptsächlich an Pariser Restaurants verkauft, nur ein kleiner Teil wird direkt an Privatkunden abgegeben. Anwohner können jedoch Holzkisten pachten, in denen sie kleine Gemüsebeete anlegen und selbst bewirtschaften können; derzeit stehen 137 private Kisten mit einer Anbaufläche von insgesamt 250 m² zur Verfügung.

Hinter dem Projekt steckt die Vision, „eine Stadt zu erschaffen, in der Flachdächer und ungenutzte Flächen mit diesem neuen Anbau-System bedeckt werden“, philosophiert Gründer Pascal Hardy. Und das passt zum Vorhaben der Stadt, generell grüner zu werden. 72 Millionen Euro werden für die Umgestaltung zum Riesengarten bis zu den Olympischen Sommerspielen 2024 veranschlagt, wie unter anderem der „Parisien“ berichtete.

Quellen: Inexhibit, Agripolis
Bildquellen: Guillaume Bontemps / Ville de Paris and by Agripolis